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Transkripte

Wir werden in Zukunft Transkripte von den Folgen zur Verfügung stellen. Das hilft, Dinge schneller wieder zu finden. 

Transkript Stolperstein 10: traumatische Geburt

Simea

Ich freue mich auf eine neue Folge Frauthentisch. Heute mit der Rahel. Hallo, Rahel.

 

Rahel

Hallo, Simea.

 

Simea

Und mit mir, Simea Gut.

Die Rahel, die schätze ich sehr. Sie habe ich kennengelernt bei uns in einem Kurs von Campus WE. Und ich finde sie so eine megacoole, weil sie eine ganz geradlinige Art hat. Sie ist mega lösungsorientiert. Das konnte ich immer wieder merken in Gesprächen, wie sie versucht, gute Lösungen für Menschen zu finden. Und sie ist mega engagiert, ihr Team gut zu leiten und zu lernen, wie man Menschen gut fördern kann, wie man Menschen gut anleiten kann.

Und deswegen ist sie eine Inspiration für mich. Und ich freue mich mega, dass sie heute hier ist im Podcast. Sie ist auch eine ganz begeisterte Podcast-Hörerin. Sie ist jemand, der mir sehr häufig Feedback gibt, worüber ich mich eben immer sehr freue. Und Rahel, ja, das habe ich jetzt mal so kurz rausgeschossen, was ich so über dich denke. Erzähl doch mal so ein bisschen den Hörerinnen, was muss man über dich wissen? Also wenn man jetzt sich dich vorstellen muss, wer bist du?

 

Rahel

Ja, genau, ich bin Rahel, ich bin 34 Jahre alt und bin seit fast 10 Jahren mit Simeon verheiratet. Wir haben seit gut zwei Jahren eine kleine Tochter zu unserer Familie gehört. Neben meiner Familie arbeite ich sehr gerne, ich arbeite in der Pflege. Von Grund an habe ich Pflegefachfrau gelernt und habe mich nachher auf die Intensiv Pflege spezialisiert und anschliessend noch ein Masterstudium in Pflegewissenschaften gemacht. Aktuell arbeite ich als Pflegeexpertin, übergeordnet als Leitung Pflegeentwicklung in einem kleinen Kantonsspital. Ich liebe meine Arbeit.

 

Simea

Also was bedeutet das, ein «kleines» Kantonsspital? Was muss man sich darunter vorstellen?

 

Rahel

Wir haben fast 600 Mitarbeitende und im pflegerischen und therapeutischen Bereich sind es knapp 300 Mitarbeitende, die in meinem Bereich gehören.

 

Simea

Okay, super. Okay. Und so dein geistlicher Hintergrund, kannst du dazu noch kurz was sagen?

 

Rahel

Mit Muttermilch habe ich das eingeflößt bekommen, weil meine Eltern waren gerade auf einer Jüngerschaftsschule und da bin ich geboren, als meine Eltern die Jüngerschaftsschule besucht haben und anschliessend waren wir in unterschiedlichen Freikirchen unterwegs. Auch länger als Kind war ich in der Heilsarmee unterwegs.

Was mich aber immer wieder fasziniert, ist eben nicht nur in einer Kirche unterwegs zu sein, sondern eher in überkonfessionellen Gemeinschaften, wie zum Beispiel die Vereinigte Bibelgruppe oder auch Adonia, wo ich viel seit meiner Jugend verbracht habe.

 

Simea

Schön, ja, super. Rahel, wir haben uns ja, wie ich vorhin schon gesagt habe, bei einem Angebot von Campus WE kennengelernt, nämlich in unserem Kurs Young Leaders. Und du warst da in dem zweiten Durchlauf dabei und wir starten im September einen dritten Durchlauf.

Und jetzt ist es natürlich der ideale Zeitpunkt, um mal so einen kleinen Werbeblock einzufügen, den ich nicht selber machen muss, sondern ich würde dich bitten, kannst du mal sagen, für wen, also wie war das für dich der Kurs und wem würdest du den empfehlen?

 

Rahel

Für mich war es eine wirklich tolle Erfahrung. Es hat mich in meiner Person sehr weitergebracht, also zum einen als Leiterin, aber auch als Frau und Mutter. Einfach sich nochmal mit den Grundwerten auseinanderzusetzen, was bedeutet für mich Führung und welche Werte sind mir im Thema Führung eben wichtig. Und ja, ich denke, ich kann es allen jungen Frauen empfehlen, christlichen, aber auch die im wirtschaftlichen Sektor unterwegs sind, die sich mit sich selber auseinandersetzen möchten und so auch coole Inputs bekommen, wenn es darum geht, welche Werte sind mir wichtig, wo könnte ich allenfalls auch Hilfe benötigen oder wo suche ich mir gezielt Leute, die eben schon weiter sind im Leben.

Speziell möchte ich erwähnen, dass wir alle eine Mentorin zugeteilt bekommen haben. Das fand ich sehr hilfreich, weil man dann mit einer Frau, die teilweise sogar im gleichen beruflichen Setting unterwegs war, aber einfach schon einiges an Lebenserfahrung mitteilen konnte. Das, finde ich, lohnt sich auf jeden Fall.

 

Simea

Super, vielen Dank. Also man kann sich bei uns auf der Homepage schon anmelden unter campus-we./angebote/youngleaders2-2 und es gibt nur 18 Plätze, also wenn ihr da dabei sein wollt, dann sichert euch bald einen Platz.

Von dem her, die zuerst kommen, malen zuerst und ja, melde dich an.

So, Rahel, ich hab dich ja jetzt eingeladen. Ich würde, ich würde mega gern mit dir mal einen Podcast machen über Leiterschaft, da hättest du auch ober viel zu sagen. Aber ich hab dich eingeladen, um über den Stolperstein zu sprechen, über den wir uns schon mal unterhalten haben. Wie würdest du den heutigen Stolperstein benennen?

 

Rahel

Schwanger werden und so traumatische Geburten oder so, das würde ich so benennen.

 

Simea

Okay, von dem her, traumatisch hat es ja schon so ein bisschen in sich, machen wir auch eine kleine Triggerwarnung, also für Hörerinnen, die in einem von diesen Bereichen schwanger werden oder traumatische Geburt Angst haben, sowas zu hören oder die jetzt vielleicht dann nicht so ganz stabil sind, dass ihr euch wirklich überlegt, wann ihr diesen Podcast hört oder ja, dann vielleicht lieber ausschaltet, wenn es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist.

 

Genau, es ist eine mega krasse Geschichte, die du erlebt hast, Rahel. Und ich fände es schön, wenn du mal so ein bisschen die Hörerinnen, erstmal so in die ganze Thematik, du hast es jetzt Schwanger werden genannt, hinein nimmst. Viele Leute denken ja, Schwanger werden ist easy und man kann ein Juli-Baby planen oder solche verrückten Dinge, denkt man manchmal, wenn man so jung ist. Wie war das bei dir?

 

Rahel

Wir haben sehr schnell gemerkt, dass mit den Planen funktioniert überhaupt nicht. Wir haben positiven Kinderwunsch längere Zeit mitgetragen. Ich glaube, es waren fast vier Jahre und haben gemerkt, dass es einfach nicht funktioniert. Wir haben uns dann dazu entschlossen, medizinische Abklärungen zu machen. Gibt es etwas, das wir unterstützend in Anspruch nehmen können?

Ich hatte danach nach der Untersuchung ein positives Resultat, das bei mir so gut alles stimmig ist. Aber danach hatten wir bei meinem Mann eine Rückmeldung, die nicht sehr positiv auf Positives hoffen ließ. Konkret ist es beim Mann ein Spermatogramm, wo man die Qualität der Spermien untersucht. Da gibt es einen Range, wo man drin sein sollte, so in Prozent zwischen 50 und 60, sagt man, sollten gute Spermien sein, dass man gute Chancen hat, dass das dann auch was wird mit der Befruchtung des Eis. Und da hatten wir definitiv einen tieferen Range als Rückmeldung.

 

Simea

Was macht man dann, wenn so etwas vorkommt?

 

Rahel

Häufig beginnt man einfach mal zu sagen, man kann Vitamine zu sich nehmen. Bei den Frauen hört man es häufiger, wenn man schwanger werden will, dass man sich Vitamine zufügt, aber auch Folsäure und ähnliche Präparate gibt es beim Mann, die auch einfach sozusagen grundsätzlich mal die Vitamine unterstützen.

 

Simea

Ja, gell, ist es schon noch, also ich finde es auch wieder wichtig, auch so ein Aufklärungsthema eigentlich, dass man sich eben dann relativ schnell auch informieren kann bzw. schauen kann, ob was nicht stimmt. Wir waren auch damals in der Kinderwunschklinik, weil wir diverse Fehlgeburten hatten und da hat man uns gesagt, irgendwie nur fünf Prozent oder so aller Leute, die dahin kommen, haben dann wirklich ein Ergebnis. Aber wir hatten dann ein Ergebnis und das hilft natürlich schon, mit so einer Situation anders umzugehen. Oder wie ging es dir damit, wenn man dann so ein bisschen weiß, woran es liegen könnte? Hilft es oder hat es dir geholfen?

 

Rahel

Ich finde schon, aber ich denke, das ist vielleicht auch ein bisschen menschabhängig, charakterabhängig, was einem hilft. Mir helfen Informationen, wo ich über den kognitiven Teil verarbeiten kann, das hilft. Ich glaube, wichtig bezüglich diesem Thema ist auch, wenn man Abklärungen macht, ist es wichtig, dass man Mann und Frau abklärt, weil meine Frauenärztin hat immer gesagt, es ist 50-50. Also nicht nur eine Person abklären, weil es könnte bei beiden irgendwas Problematisches auftauchen.

 

Simea

Okay. Und dann? Was ist dann passiert?

 

Rahel Tyndall

Ja, dann wurde ich noch, wie soll ich sagen, wir hatten einen Termin, um das ganze Ergebnis zu besprechen. Aber relativ spät, weil wir irgendwie, ja, das war während Corona und die Terminfindung war relativ schwierig. Und dann wurde ich, trotz all dem wurde ich dann schwanger. Genau, ich habe das, ja, für uns immer noch ein Wunder.

 

Simea

Und dann hattest du eine ganz normale Schwangerschaft, oder?

 

Rahel

Ich hatte eine normale Schwangerschaft. Am Anfang war es etwas turbulent. Weil ich... In der fünften, sechzehnten Woche hatte ich sehr starke Unterleibschmerzen. Im linken Unterbauch. Dann musste ich nachts ins Spital. Dann haben sie festgestellt, dass ich eine Nierenentzündung habe. Das ist anscheinend noch ein häufiges Auftreten am Anfang der Schwangerschaft.

Dann hat sich der Körper auf die Einnistung gut eingestellt und alles ein wenig lockerer und weiter ist, was um die weiblichen Geschlechtsorgane herum ist.

 

Simea

Mhm, okay. Okay, und dann, ähm, hast du eine Schwangerschaft relativ sonst erlebt, ne? Du bist auch aktiv immer gewesen, gell?

Rahel

Genau, wirklich aktiv bis zum Schluss. Meine Arbeitskollegen, ich war im 6. Monat und wir hatten einen Teamausflug und gingen wandern. Da ging ich mit, 3-4 Stunden, einige Höhenmeter. Wirklich fit in der Schwangerschaft.

 

Simea

Dann wurde es ein bisschen schwierig, als dann die Geburt angefangen hat. Erzähl doch mal den Ablauf.

 

Rahel

Man hat ja immer schön den errechneten Geburtstermin. Und da, wie soll ich sagen, innerhalb von zwei, plus, minus zwei Wochen ist man ja bis zum Termin geboren. Ich war zur Kontrolle. Und da war alles gut. Und dann ging ich, also vergingen eben die Tage, eine Woche vorbei nach dem Geburtstermin. Die zweite hat angefangen und dann musste ich alle zwei Tage zur Kontrolle. Dann hatten wir herausgemacht, dass wenn nichts von der Geburt einleitet, sprich nicht selber Wehen kommen, dann muss ich schlussendlich am 12. Tag, wo ich über dem Geburtstermin bin, einleiten, sprich künstliche Wehenmittel. mir geben lassen.

Das hatten wir dann so gemacht. Ich musste um Mitternacht ins Spital eintreten. Dann bekam ich Wehenmittel in Form von einem Zäpfchen oder Subportion, das man vaginal einführt. Das hat dann relativ schnell wirken zu begonnen. Ich bekam relativ schnell regelmässige Wehen. Leider hat sich der Muttermund nur wenig geöffnet, was man ja hofft, dass das möglichst schnell vorwärts geht. Und ich musste dann nach 25 Stunden war der Muttermund drei Zentimeter hoch und ich war schon relativ erschöpft, hatte recht starke Schmerzen, hatte Übelkeit, so das was man sich eben nicht alles wünscht und ich bekam nach 25 Stunden nach der Einleitung eine Periduralanästhesie einfach für die Schmerzen zu kontrollieren und dass sie auch die Möglichkeit hatten, noch mehr wehenfördende Medikamente zu verabreichen, dass sich der Muttermund mehr öffnet. Das ging dann noch einige Stunden so weiter. Die Periduralanästhesie, also die PDA, war super. Die Schmerzen waren dann wirklich weg.

Leider hat sich der Muttermut nicht genügend geöffnet. Und... Neben den regelmässigen Kontrollen, die man vaginal untersuchen muss, werden auch die Herztöne des Kindes überwacht. Und die waren dann mit der Zeit einfach... immer auffälliger. Und dann haben wir, wie soll ich sagen, nach 32 Stunden dann kamen die Ärzte und die Hebamme und besprachen, was wir machen. Sie haben gemerkt, dass meine Tochter nicht ins Becken runterrutschen wollte. Trotzdem war der Muttermund schon weiter offen und hätte eigentlich die Geburt einleiten können. Danach haben wir gesagt, wir können noch weiter probieren. Aber medizinisch sind wir langsam auf Glatteis. Sie möchten es nicht riskieren. Aus meiner beruflichen Erfahrung, wusste ich gerade auf der Intensivstation, ich muss nicht bis zum äussersten Ende gehen. Weil medizinische Notfälle im gynekologischen Bereich, gerade im Geburtenbereich, das wünscht sich niemand. Deshalb haben wir uns gemeinsam nach 32 Stunden entschieden, dass es eine sog. sekundäre Sectio gibt, also einen Kaiserschnitt.

Und ja, da war die Entscheidung da. Und das weiss ich noch so, 45 Minuten später war meine Tochter da.

 

Simea

Ja, das geht dann wahnsinnig crazy schnell, gell. Ich hatte das auch, ähnlich wie du es jetzt erzählt. Und ich finde es dann schon da eigentlich emotional voll, die Überforderung. Bis so lange in diesem Prozess und dann geht es alles am Schluss so zack, zack, zack, gell?

 

Rahel

Ja, und dort eigentlich während der Geburt, das habe ich jetzt gar nicht so erzählt, ich war relativ ruhig und friedlich und wir hatten wirklich super Hebammen, die uns gut begleitet haben. Ich durfte den Teil auch noch ins Wasserbad und wir durften unsere eigene Musik mitbringen. Und das war für mich sehr, wie soll ich sagen, sehr stimmig. Also ich war da sehr in einer ruhigen Haltung. Wir haben viele Lopreislieder, aber auch viele so Taize-Lieder, einfache Lieder, gehören mit ermutigenden Texten. Das hat mir sehr, sehr geholfen.

 

Simea

Okay, okay, okay. Gut, und dann, wie ging es dir dann so, als Baby dann da war und alles?

 

Rahel

Ja, ein wenig überfordert. Sicher auch irgendwie so, was ich am Anfang nicht so wahrgenommen habe, so jetzt die Freude, jetzt ist es da, das habe ich irgendwie nicht so gespürt. Aber trotzdem Erleichterung, dass es jetzt da war und dass es trotz der Herausforderung gut gegangen ist.

Die Probleme tauchten erst einige Stunden nach der Geburt auf. Da bekam ich sehr starke Schmerzen. Denn die Periduralanästhesie wirkte nicht mehr so gut. Ich bekam dann relativ schnell auch intravenös Morphin verabreicht. In guten Dosen. Wie ich als Fachfrau beurteilen konnte. Aber ich merkte, es ist wie, wenn die mir Wasser spritzen.

Das war für mich schon sehr schwierig. Und dann auch noch... Wie soll ich sagen? Man ist müde von dieser langen Geburt. Dann hat man Schmerzen und Überforderung für die ganze Situation.

 

Simea

Und ich meine, du bist dann auch noch eine Fachperson, sag ich jetzt mal. Du weißt, wie Sachen wirken sollen. Und wenn du dann so ein bisschen spürst, so passiert es halt nicht, wie du eigentlich weißt, dass es passiert, wird man da nicht auch leicht panisch.

 

Rahel

Vielleicht nicht ganz panisch, aber schon ein wenig unruhig. Man macht sich halt Gedanken, weil ich weiss, ich müsste gut tief in den Bauch atmen können, damit sich meine Lunge gut entfaltet, damit ich keine Lungenentzündung bekomme. Die präventiven Gedanken, die ich normalerweise im Alltag habe, das macht einem schon unruhig und Sorgen.

 

Simea

Okay, dann war das also quasi von, also ein paar Stunden später, wurde es dann komisch und dann sind die Schmerzen aber noch schlimmer geworden, gell?

 

Rahel

Das war irgendwie relativ schwierig erklärbar auch für mich. Ich habe mich natürlich dann nach Schmerzmitteln gefragt und auch bekommen, aber teilweise immer so, jetzt haben sie doch erst bekommen. Und ja, es sollte doch jetzt besser werden. Und das war für mich ganz schwierig, weil in meinem Verständnis als Fachfrau ist Schmerz, das der Patient Schmerzen beschreibt. Das ist auch die offizielle Definition der WHO, dass der Patient definiert, was Schmerzen sind.

 

Simea

Und das hast du aber nicht erlebt, dass man mit dir so umgegangen ist.

 

Rahel

Ich hatte einfach ein negatives Erlebnis mit einer Fachperson, die die erste Schicht auf der Familienabteilung betreut hat. Das war für mich sehr prägend.

Ich merkte, dass das Medikament nicht wirkte und überlegte aus meiner fachlichen Perspektive, was gäbe es für Alternativen oder was wäre möglich. Mir war einfach bewusst, dass ich fachlich nicht alles eins zu eins übernehmen kann, weil gewisse Medikamente, wenn man stillt, nicht wirklich optimal sind. Aber habe trotzdem einer Kollegin, die Pflegeexpertin ist, geschrieben, kann sie mir die neueste Evidenz bezüglich Schmerztherapie nach Geburt raussuchen. Sie hat mir dann wirklich ein tolles Paper geschickt mit den Empfehlungen. Das habe ich dann auch gelesen und war dann auch mit den Ärzten und Fachpersonen im Gespräch, was wir für Alternativen hätten.

 

Simea

Und hat man rausgefunden, auch grundsätzlich, woher denn diese starken Schmerzen kamen?

 

Rahel

Nicht wirklich, obwohl man relativ lange zugewartet hat und geschaut hat, wie es, ist da irgendwie etwas Ungewöhnliches. Irgendeinmal hat man dann einen Ultraschall gemacht, zum Schauen gibt es im Kaiserschnittnaht allenfalls einen Bluterguss, der irgendwo drückt.

 

Simea

Ach ja.

 

Rahel

und diese Schmerzen verursacht, aber sie haben nichts gefunden.

 

Simea

Und dann bist du wie aus dem Krankenhaus raus.

 

Rahel

Ja, mit ganz vielen Schmerzmedikamenten. Auch mit Schmerzmedikamenten, die unter das Betä fallen. Und ja, ungewöhnlich eigentlich für nach der Geburt definitiv. Und ich brauchte diese Medikamente auch noch, wirklich die Oxynontabletten brauchte ich, wirklich bis zwei Wochen nach der Geburt immer noch.

Nachher konnte ich sukzessive reduzieren und mit Buffet arbeiten. Aber trotzdem, wenn ich mit anderen Freundinnen, die auch geboren und verglichen haben, habe ich wirklich keinen Vergleich bezüglich den Schmerzen.

 

Simea

Okay, jetzt ist es ja so, im christlichen Kontext ist Mutterschaft ja immer noch so ein hoher Wert, also vielleicht fast ein überhöhter Wert. Und in Gesprächen mit Solofreundinnen, da höre ich immer wieder, dass sie sich ausgeschlossen fühlen in so Gesprächen, ja weil sie die Erfahrungen nicht teilen. Wie ging es dir denn damit, dass die meisten Frauen Geburt anders erlebt haben als du?

 

Rahel

Das war für mich am Anfang schwierig. Ich habe schnell gemerkt, dass ich so ein bisschen ausgetauscht habe. Das kennen Sie nicht. Ich habe dann eine Kollegin getroffen, die einen ähnlichen Verlauf hatte und auch mit Schmerzen zu kämpfen hatte. Sie hat mir Mut gemacht, meinen Weg zu gehen, auch wenn es längere Monate dauert, bis man sich wieder sich körperlich integer fühlt, dass man wieder das Körpergefühl hat wie vor der Geburt. Wobei das eher utopisch ist, dass man nach einer Geburt wieder wie vorher ist.

 

Simea

Gab's Momente, wo du dann mit Neid zu kämpfen hattest, wenn Anderes so ganz positiv erlebt haben oder so unkompliziert?

 

Rahel

Ja, manchmal schon. Dann fragt man sich, was man anders oder falsch macht. Begonnen bei der Geburt, aber auch bezüglich dem Schwangerwerden. Für mich hängt das sehr stark zusammen. Man fragt schnell, warum und wieso. Dann gibt es sehr viele offene Fragen.

 

 

Simea

Es ist ja dann zu so einem schrittweise eigentlich wie aufarbeiten gekommen. Wie hast du dich da Gott gegenüber gefühlt?

 

Rahel

Während der Geburt, während diesem ganzen Prozess, hatte ich das Gefühl, Gott war gegenwärtig. Und auch als wir dann entschieden haben, es braucht einen Kaiserschnitt, das war wie auf Wolken, das habe ich irgendwie gemerkt, ich bin getragen. Und dann nach der Geburt, als die Schmerzen kamen, da fühlte ich mich irgendwie allein und verlassen. Ja, so der Moment. Und danach, wie soll ich sagen, je länger die Zeit weiter wegrückte von der Geburt und vom Spitalaufenthalt. Da kamen viele «Warum?»-Fragen auf.

 

Simea

Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Erzähl mal so ein bisschen, was für Warum-Fragen sind da gekommen.

 

Rahel

Hätte ich eben etwas anderes machen müssen oder warum lässt Gott eine solche Geburt zu? Solche Fragen, ja.

Und vielleicht noch ganz weit zurück die Frage, was war da bei Adam und Eva passiert, als sie aus dem Paradies vertrieben wurde, wo dann auch immer wieder zitiert wird, dass Gott sich zu Eva gewandt hat und gesagt hat, dass sie schwierige Schwangerschaften haben werde und dass sozusagen eine Geburt ein schmerzliches Erlebnis sein wird und so das Bewusstsein, dass dort, wie soll ich sagen, ja, eine Schuld oder ja auf sich geladen wurde und dass das ja wie die Konsequenz eigentlich des Sündenfalls, dass das uns bis in die heutige Zeit prägt.

 

Simea

Ja klar, das kann ich mir vorstellen. Hab ich jetzt so noch nie drüber nachgedacht, aber hast du da bis zu irgendwelchen Ergebnissen gekommen?

 

Rahel

Nein, nicht wirklich. Das ist ein Thema, das wir im Moment in dieser Welt ertragen müssen. Oder die Konsequenzen dieser Sünde, dass wir so lange auf dieser Erde leben, sind wir wahrscheinlich unter diesem Fluch gebunden.

 

Simea

Jetzt sind so ein paar Wochen ins Land gegangen und dann hast du irgendwann gemerkt, du brauchst Hilfe, um diese ganze Geschichte ein bisschen dir anders anzuschauen. Kannst du dich noch erinnern an eine Situation oder an irgendwas, wo du dann gemerkt hast, boah, ich muss das irgendwie anschauen? Da ist bei mir was Ungutes geblieben.

 

Rahel

Eigentlich wurde ich schon im Spital darauf aufmerksam gemacht. Ich wurde während der Geburt oder auch dem Kaiserschnitt von einer Hebamme, aber auch von einer Hebammen Studierenden begleitet. Die Hebammen Studierende hat am Schluss gesagt, dass es für sie nicht eine einfache Geburt oder Geburtserlebnis war, wenn sie irgendwann mal das Gefühl haben oder den Wunsch haben, nochmals mit uns über die Geburt zu sprechen, dann melden Sie sich bei uns. Das hatte ich immer im Hinterkopf und kam dann relativ schnell zum Schluss, dass ich einfach nochmals das Gespräch suchen muss.

 

Simea

Megaschön.

Und dann hast du mit den beiden nochmal gesprochen. Oder mit einer von denen.

 

Rahel Tyndall

Ich habe mit einer von denen, weil die Studierende die hat dann ihr Praktikum schon abgeschlossen, aber ich konnte mit der Hebamme, die dabei war, ein Gespräch führen und einfach nochmal fragen, was wurde wann gemacht, wann hatte ich welche Medikamente bekommen. Das war für mich sehr wichtig, fachlich zu verstehen, was da passiert ist.

 

Simea

Und dann haben sie dir irgendwas empfohlen oder haben sie dir eine Erkenntnis gebracht noch mal?

 

Rahel

Ich hatte schlussendlich nicht die Erkenntnis, die ich haben wollte, aber diese Hebamme war sehr einfühlsam und war selber erst kürzlich Mutter geworden. Sie konnte das bezüglich Schmerzen und Unwohlsein im eigenen Körper sehr gut nachvollziehen und hat mir dann empfohlen, in die Osteopathie zu gehen und hat mir eine Adresse vermittelt, die sie selber als eine Therapeutin in Anspruch genommen hat. Und das habe ich dann auch gemacht.

 

Simea

Okay, und was ist da abgelaufen in dieser Therapie?

 

Rahel

Die Osteopathin hat sich meinen Körper angesehen und hat schnell gemerkt, dass ich verspannt bin, aufgrund der Schmerzen. Und konnte dann einiges lösen. Das klingt jetzt so blöd. Einfach, dass man sich wieder im eigenen Körper wohler fühlt.

 

Simea

Beschreib mal ein bisschen, wie. Ich kann es mir nicht vorstellen. Hat sie dich massiert oder hat sie... Was hat sie gemacht?

 

Rahel

Sie hat sehr stark mit den inneren Organen im Bauchbereich gearbeitet und hat dort auch gespürt und mit Triggerpunkten gearbeitet. Bis jeweils auf den Triggerpunkten, die wie eine Entspannung kamen.

 

Simea

Okay. Und hat es geholfen?

 

Rahel

Ja, das hat am Anfang geholfen, aber ich hatte nach einigen Sitzungen gemerkt, ich komme noch nicht so weit, wie ich mir erhofft habe.

 

Dann war ich wieder in der regulären Kontrolle bei der Frauenärztin. Dann habe ich ihr noch einmal gesagt, bezüglich dass ich immer noch Schmerzen habe, nach ca. drei Monaten nach der Geburt. Dann hat sie gesagt, es könne bis zu einem Jahr dauern, da müsse man einfach durch.

eine Therapie verordnen bei der Physiotherapeutin, die sich auf den Beckenboden spezialisiert hat, weil häufig eine Verspannung des Beckenbodens auch Schmerzen auslösen kann.

 

Simea

Mhm. War das auch so bei dir?

Rahel

Ja, ich ging nachher zu dieser Frau und sie hat relativ schnell gemerkt, dass der Beckenboden verspannt war und konnte mir relativ einfache Übungen zeigen, um den Beckenboden selber zu entspannen. Mit gewissen Atemtechniken.

 

Simea

Okay. Und jetzt wäre wahrscheinlich so bei der normalen Therapieform wärst du dann jetzt so austherapiert gewesen, oder? Und quasi hättest einfach sagen müssen, ich leb jetzt damit und und geh damit um. Aber du hast dann jetzt zum Glück nochmal was Neues gefunden, gell?

 

Rahel

Ja, das liegt wahrscheinlich in meiner Natur. Ich bin etwas hartnäckig und will den Sachen auf den Grund gehen. Es waren einige Monate vergangen, und es waren etwa sieben Monate nach der Geburt, da hatte ich Besuch von einer Kollegin. Sie ist auch Physiotherapeutin und hat eine Zusatzausbildung in der Boergertherapie. Und diese Therapieformen befassen sich sehr viel mit Narben und Verwachsungen von Narben. Sie hat mir das so erzählt und das hat mich irgendwie noch fasziniert. Dann hat sie mir eben angeboten, dass sie mit mir mal so eine Probetherapie macht. Das war für mich sehr intensiv. Am Anfang, als sie die ersten Berührungen auf der Naht gemacht hat,

 

Da musste ich nur wirklich weinen. Sie hat dann auch gesagt, dass es gut ist, dass du weinen kannst und all den Schmerz der Geburt einfach noch mal loslassen kannst. Das war der Anfang, für einen weiteren Schritt in der Verarbeitung.

 

Rahel

Leider wohnte meine Kollegin nicht bei mir in der Nähe. Ich schrieb ihr, es habe mir mega gut getan. Das war etwas, das ich gespürt habe. Es könnte ein Weg sein, wie ich weiterkomme. Dann sagte sie, schau doch auf der Homepage nach. Du findest sicher eine Therapeutin in deiner Nähe. Dann war ich auf dieser Homepage hatte gesehen, dass bei uns gerade im Nachbardorf eine Physiotherapeutin sich auf dieses Thema auch spezialisiert hat. Dort habe ich dann angefragt, ob sie noch freie Therapieplätze hat. Da konnte ich relativ schnell zu ihr in die Therapie gehen und habe dort mit der Narbentherapie weitergemacht.

 

Simea

Okay, wie häufig ungefähr?

 

Rahel

Am Anfang war ich wöchentlich da, über einen Zeitraum von fast drei Monaten. Dann haben wir immer wieder grössere Abstände gemacht. So zwei Wochen, dann drei, vier. Manchmal kamen noch Ferien dazwischen, dann haben wir aufgelöst. Ich habe gemerkt, sie konzentriert sich nicht nur auf die Narbe, sondern hat meinen ganzen Körper und auch die Körperspannung wahrgenommen, wie soll ich sagen, auch wieder mit den Trigger-Punkten gearbeitet, bis sie entspannt waren.

 

Simea

Hört sich mega spannend an und das ist dann jetzt hauptsächlich auf Narben bezogen, also jetzt diese Therapie.

 

Rahel

Ein Hauptanspekt dieser Therapieform ist, dass wir Nahrbemüden und Verwachsungen wieder aktivieren, damit wir dort nicht ein gerostetes Gewebe haben, sondern wieder Gewebe, das funktioniert und auch beweglich ist.

 

Simea

Habt ihr dann aber auch immer miteinander gesprochen?

 

Rahel

Ja, wir haben viel miteinander gesprochen. Diese Therapeutin hat mich ermutigt, die Geburt wirklich psychologisch aufzuarbeiten.

 

Simea

Du hast mal gesagt, das war auch so eine Geschichte von Leib, Seele und Geist im Dreiklang.

 

Rahel

Genau, ja. Für mich war das immer wieder so schrittweise. Für mich war das wirklich ein Prozess, der sich jetzt fast zwei Jahre hingezogen hat. Das eine war das Körperliche mit der Narbentherapie, aber nachher habe ich auch gemerkt, ich muss das irgendwie noch seelisch verarbeiten. Und dort bin ich dann durch unsere Hebammen, die wir bei uns im Spital haben, auf ein Buch gestossen, das sich eben mit Kaiserschnitt - Erlebnissen und auch der Verarbeitung auseinandersetzt. Das habe ich sehr spannend gefunden und habe dann gemerkt, aha, ich bin nicht alleine. Es ist wichtig, dass ich, wie soll ich sagen, das aufarbeite. Und habe dann auch in diesem Buch einige spannende Hinweise gefunden bezüglich Websites, die wir dann auch in den Show Notes einblenden.

 

Simea

Wunderbar, sehr gut, du hörst frauthentisch, genau.

 

Rahel

Genau. Es gibt Hebammen, die eine Aufarbeitung anbieten, gerade speziell für Frauen, die Kaiserschnitt erlebt haben. Auch auf dieser Homepage fand ich verschiedene Hebammen, zu denen man individuell noch gehen konnte für die Aufarbeitung der Geburt. Das habe ich mir dann so durchgeschaut. Eine war mir schon eine Therapeutin positiv aufgefallen, weil ich am Lebenslauf gesehen hatte, dass sie wahrscheinlich auch einen positiven Bezug zum christlichen Glauben hatte. Das war mir für die Aufarbeitung noch wichtig, weil ich merke, dass es eben, wie du schon gesagt hast, für mich ganzheitlich sein muss. Da gehört Leib, Seele und Geist dazu.

Aber wie es manchmal so ist, ist es ein Gewohnheitstier. Ich habe es dann wieder ein bisschen auf die Seite geschoben, weil als Mutter läuft immer recht viel und auch wenn man noch arbeitet. Ich habe es wieder auf die Seite geschoben und habe aber zu etwa der ähnlichen Zeit war ich mit meinen zwei Gebetspartnerinnen unterwegs.

Da gab es einen Moment mit Ihnen, wo ich gemerkt habe, das Thema Schmerz ist nicht nur auf die Geburt zurückzuführen, sondern ich hatte auch noch in meiner Jugend einige Verletzungen und immer wieder das Thema erlebt, dass ich, wenn ich Schmerzen hatte, bei den Ärzten oder so, nicht ernst genommen fühlte. Und irgendwie so wieder ein Flashback bei der Geburt, man hat Schmerzen, man deklariert Schmerzen und hat das Gefühl, nicht gehört zu werden. Das konnte ich nachher wirklich so in einer Art Heiligungsgebet ablegen, indem ich das mit meinen zwei Freundinnen am Kreuz getauscht habe und wirklich gesagt habe, und das nehme ich nicht mehr mit. Das möchte ich nicht mehr. Wie soll ich sagen? Dieses Negative, ich werde nicht gehört, wenn ich Schmerzen habe, dass ich dem nicht mehr Macht und Raum gebe in meinem Leben.

 

Simea

Ist denn, wenn du jetzt an Geburt, an das Thema Geburt denkst, wie viel Angst hast du?

 

Rahel

Eine Restangst bleibt, glaube ich, immer, wenn man so ein Erlebnis hatte. Aber ich würde sagen, es ist wirklich marginal. Vielleicht eben die letzten... Das letzte 1 %, weil ich jetzt sehr vieles aufgearbeitet habe, aber auch sehr viel fachlich dazugelernt habe, was es auch noch für Schmerzmittel geben würde.

 

Simea

Also du hast dich auch mit Fachwissen, ähm, wie, wie die auch noch ein bisschen Stärkung gegeben. Also nicht nur sowohl, dass du dich damit auseinandergesetzt hast, was passiert ist, sondern dass du dich auch nochmal mega reingearbeitet hast in die ganze, ähm, therapeutische Komponente, sag ich jetzt mal. Dass du dann auch weißt, was man noch machen könnte, ja. Und das müsste man sicher auch vorbesprechen, wenn du nochmal in so eine Situation kämpfst, oder?

 

Rahel

Das mit den Schmerzmedikamenten hat mich durch eine fachliche Weiterbildung, die ich in meinem Beruf gemacht habe, noch einmal aufgerüttelt. Weil ich realisiert habe, dass Morphin ein Medikament ist, das zuerst in die Bausteine zerlegt werden muss, bevor es an die Schmerzrezeptoren im Körper wirklich andocken kann. Es gibt Menschen, die das nicht wirklich können und die dann eben nicht auf Morphine reagieren. Da gibt es Alternativen. Da habe ich gemerkt, da gehöre ich wohl dazu, dass ich das Medikament nicht, oder mein Körper das Medikament nicht richtig in diese Bestandteile aufbrechen kann, damit es an den Schmerzrezeptoren seine Wirkung erfüllen kann.

 

Simea

Und das heißt dann eigentlich, dass du es nicht spürst, das Medikament, also so, wie du es erlebt hast, dieses Wasser, wie du gesagt hast, ja.

 

Rahel

Genau, dass ich das Gefühl habe, dass sie mir jetzt Wasser spritzen. Ich mache sehr viel über meinen Kopf, über das Kognitive, das war für mich sehr wichtig. Ich glaube, das war eine der zentralsten Fragen, wieso dieses Medikament nicht gewirkt hat. Diese Antwort habe ich eigentlich im Rahmen einer fachlichen Weiterbildung bekommen und habe dann auch mit diesem Referenten, das war ein Apotheker, der hat Pharmakologie studiert, habe ich dann noch einmal alle Medikamente von der Geburt noch einmal auseinander genommen, ob da allenfalls eine Interaktion war oder ob es wirklich sich darum handeln könnte, dass mein Körper das nicht aufnehmen kann. Und weiß jetzt natürlich, welche alternativen Medikamente ich verlangen könnte. Und das macht mich eigentlich ruhig, sei es für eine Geburt oder weitere Schmerzereignisse, die ich hoffentlich nicht so bald erleben werde.

 

Simea

Möchtest du denn noch mal eine Geburt haben?

 

Rahel

Das ist eine ganz gute Frage. Das kann ich im Moment nicht abschliessend beantworten. Grundsätzlich hätte ich jetzt nicht mehr Angst. Aber da ich weiss, dass es bei unserer ersten Tochter gar nicht einfach war, schwanger zu werden, soll ich sagen, befinden wir uns im Prozess, dass wir nicht wissen, ob es noch mal klappen wird.

 

Simea

Du arbeitest natürlich auch hochprozentig, gell? Ist es auch was, wo du für dich sagst, es ist eigentlich gut so, wie es ist?

 

Rahel Tyndall

Teilweise im Moment schon, ja. Wie soll ich sagen, diskutiere ich öfters mit meinem Mann. Wie viel Kind oder Kinder verträgt unser System oder unser Lebensentwurf? Und wir müssten, falls wir noch mal ein Kind geschenkt kriegen, müssten wir uns schon noch mal überlegen, wie wir unser Leben mit unserer Arbeit organisieren würden.

 

Simea

Was wünschte dir denn für die Zukunft?

 

Rahel

Was ich mir wünsche, gerade unter Mütter, das Mom-Shaming, wie man so schön sagt, dass man als Mutter wirklich entscheiden darf, ob ich arbeiten will oder nicht, wie viele Kinder möchte ich, weil dort merke ich einfach, dass, egal was du als Mutter machst, du immer irgendwelche blöden Kommentare kriegst. Das wünsche ich mir in Zukunft, dass wir da einfach grosszügiger zueinander als Frauen, aber als auch Mütter sein dürfen, dass wir eben nicht mehr das eine geringer schätzen müssen als das andere. Und was ich mir auch noch wünsche, ist einfach, dass jede Frau, egal ob sie jetzt Mutter ist oder nicht, ihren Wert erkennt, unabhängig von Mutter sein. Weil ich bin überzeugt, dass jede Frau, wie soll ich sagen einzigartig ist und viele Gaben mit sich trägt. Und wenn sie diese Gaben auslebt, dann heisst es vielleicht nicht immer nur, wie soll ich sagen, biologisch fruchtbar zu sein, sondern eben auch geistlich fruchtbar zu sein und in geistliche Mutterschaft zu treten oder dort auch Verantwortung zu übernehmen.

 

Simea

Das ist sehr schön. Also nicht nur geistlich fruchtbar zu sein, sondern Verantwortung zu übernehmen in irgendeiner Form. Ja und daraus wächst dann eben auch was. Super. Sehr, sehr gut, Rahel. Ich danke dir für deine Ehrlichkeit und für die Schilderung von deinem Weg. Ich bin mega gespannt, was daraus noch wird. Ich finde es super cool. Diese Nabentherapie, sag noch mal kurz, wie sie heißt.

 

Rahel Tyndall

Das ist die Boerger Therapie.

 

Simea (48:19.589)

Boerger, aber nicht wie Burger der Burger zum Essen, sondern mit OE, genau. Genau, und das verlinken wir eben noch mal in den Show Notes. Und das Buch, was du genannt hast und die Homepages und so weiter, alles auch. Genau. Ich bin mega gespannt, wirklich zu sehen, was dabei noch rauskommt und was das Leben noch so mit dir macht. Habe ein gutes Gefühl. Und ich finde es cool, dass du es so gut angegangen bist und das finde ich auch ein Vorbild für uns. Und es gibt ein Buch, was ich gerade am Lesen bin. Es ist ein bisschen kompliziert, deswegen lese ich immer nur kleine Schritte. Das heißt The Body Keeps the Score oder so. Da geht es auch um einfach traumatische Erfahrungen, die der Körper so abspeichert. Und da habe ich dann auch nochmal gedacht, boah, wir erwarten so viel von unserem Körper, was er für uns tut und was er trägt. Und wenn tun wir ganz oft einfach weitermachen, als wenn nichts geschehen wäre und nehmen uns eben nicht diese Zeit, wie du sie dir jetzt genommen hast, um da genauer hinzuschauen, damit der Körper das auch wieder weg, also loslassen kann, diese Dinge, die passiert sind. Das finde ich mega spannend, da bin ich noch auch sehr gespannt für mich und für meine Rückenschmerzen, was noch so rauskommt bei diesem Buch. Genau, weil wir das, glaube ich, einfach in unserem Denken manchmal zu arg aufteilen, den Körper und die Seele und den Geist und weil wir es wirklich als Gesamtes angehen müssen, uns zu schauen, dass es uns gut geht.

 

Rahel

Das finde ich wirklich sehr eindrücklich, was der Körper eigentlich alles ertragen kann. Das ist enorm. Und bezüglich Therapie, was ich noch ergänzen möchte, bei jedem Beinbruch oder irgendetwas, dass man so ein Knochenbruch, dass man so offensichtlich gebrochen hat, bekommt man automatisch Physiotherapie verschrieben. Aber häufig bei Bauchoperationen ist das wie noch nicht automatisiert. Da darf man sicher auch nachfragen, wenn man eine solche Operation gehabt hat.

 

Simea

Ja, ja, und man darf auch, wie du das auch gemacht hast, selber forschen, weil ich habe es eben auch beim Rücken oft so erlebt, dass ich fragen muss, darf ich das und das haben, nicht dass sie es von sich aus alles mir anbieten. Also da ist man auch ein bisschen in der Selbstverantwortung, nicht nur zu gucken, ja, was empfiehlt mir jetzt halt mein Arzt, sondern auch ein bisschen zu recherchieren, was gibt es eigentlich alles noch?

 

Und dann wird immer viel möglich, erlebe ich so. Ja, so ich bin jetzt zum Beispiel ein Jahr in Aquatherapie, weil ich mal gefragt habe, ja, Wasser tut mir gut, gibt es was mit Wasser? Und dann sagt er, ja, da gibt es so was. Ein Jahr und ich, ja, also kann ich es bitte haben? Und dann war es gar kein Problem. Also so, ja, ja, schon interessant. Aber ja, ist ein anderes Thema. Okay. Ja.

 

Rahel

Ich glaube, wirklich den Mut haben zu fragen, nachzufragen.

 

Simea

und für sich einzustehen. Genau. Und zu sagen, es ist noch nicht gut, ich brauche mehr Hilfe. Ja. Und nicht dann einfach zu, wie der Ärztin dir gesagt hat, ja, Geburt ist halt schmerzhaft. Und dann nimmt man das so friss- oder stirbmäßig. Und dann zu sagen, ja, aber es ist halt noch nicht gut und ich möchte gern Hilfe, ich brauche mehr Hilfe. Ja. Ja, sehr gut. Vielen Dank für diese Hilfe, für diesen Stolperstein.

 

Simea

Genau, wir sind schon am Ende angelangt. Ich freue mich, euch was ganz Tolles zu erzählen. Und zwar haben wir Campus Wee ja nicht nur in der Schweiz und in Deutschland, sondern auch in Österreich. Und meine Kollegin, die Adina Wilke in Österreich, die startet mit einem eigenen Podcast, der heißt EvasS Töchter und handelt von Frauen in der Geschichte.

Sie ist Schauspielerin und sie hat ein mega Studio bei sich zu Hause aufgebaut und wird bestimmt einen ganz, ganz coolen Podcast raushauen. Frauthentisch wird deswegen auch bis zum Sommer eine Pause machen. Ihr habt es ja vielleicht schon mitbekommen. Ich bin momentan alleine bei Campus WE und brauch einfach die Zeit auch für andere Dinge und komm einfach nicht hinterher. Deswegen gibt es eine Podcast-Folge noch in zwei Wochen. Und danach ist eine Längere Pause. Aber ich freue mich sehr, dass die Adina währenddessen mit ihrem Podcast dadurch startet und ich empfehle euch sehr, dass ihr euch den dann anhört. Genau. Und dann sage ich jetzt danke dir nochmal, Rahel, dass du dir die Zeit genommen hast, dass du so offen warst. Und danke euch fürs Zuhören. Und ich sage bis in zwei Wochen.

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